Der Holzturm ist eine faszinierende Variante für eine Windturbine. Dies, weil mit dem Holzturm erneuerbare Rohstoffe genutzt werden können und CO2 gespeichert werden kann.
Allerdings muss ein Holzturm in Deutschland immer für die einzelne Turbine zertifiziert werden. Für die grösseren Rotordurchmesser von >120 m bestehen noch keine zertifizierten Türme. Da die Variante mit 141 m Durchmesser deutlich mehr Wind abschöpft und so deutlich mehr Ertrag ergibt, verliert der Holzturm einen Marktvorteil.
An unserem Treffen im Dezember 2015 mit wichtigen Vertretern der Firma Züblin/Merk in Aichach (in der Nähe von München, Deutschland) wurde der von dieser Firma projektierte Holzturm für Windenergieanlagen diskutiert. Es besteht also neben Timbertower inzwischen ein zweiter Hersteller von Holztürmen für Windkraftanlagen im deutschen Raum.
Während die Hersteller einige Gemeinsamkeiten aufweisen, unterscheiden sie sich doch in wesentlichen Punkten:
Züblin/Merk |
Timbertower |
Fourniersperrholz (Vorteil: mehr stehendes Holz = belastbarer) |
Brettsperrholz (Vorteil: eher einheimisches Holz nutzbar) |
Turm im Rotorbereich achteckig |
Turm im Rotorbereich mit Stahladapter |
Montage mit Rohrstücken (dadurch Quer-Verleimungen in besserer Arbeitshöhe) |
Montage mit Spiral-Struktur |
Preis vermutlich etwas teurer als Bögl-Turm |
Preis vermutlich etwas günstiger als Bögl-Turm |
Sicherheit eines grossen Unternehmens, stabile Strukturen |
Kleines Büro mit grosser Werbung |
Forschung inhouse mit Ermüdungsversuchen etc. |
Forschung mit Pionier-Turm in Hannover (100 m) |
Weitreichende Auskünfte und Termineinhaltung |
„Zaghafte“ Auskünfte und schwierige Kommunikation |
Neue Projektierung, Zertifikation im Frühjahr 2016 erwartet. |
Erster Turm 2011 als Forschungsanlage gebaut. Weitere Türme im Frühjahr 2016 in Aussicht gestellt. |
Ähnlichkeiten:
Witterungsschutz mit Folie |
Achteckiger Grundriss |
Verleimungen auf der Baustelle |
Unternehmen aus dem süddeutschen Raum |
Turbinenlieferant Vensys (2.5 MW und 112m Rotordurchmesser) |
Turmhöhe 140 m |
Züblin/Merk strebt an längerfristig rund 10 Türme pro Jahr zu erstellen. Dabei sollen weitere Zertifizierungen mit anderen Herstellern und anderen Turmhöhen erstellt werden. Weil das Prozedere unterdessen bekannt ist, sollten weitere Zertifizierungen vermutlich innerhalb eines halben Jahres möglich sein.
Die Montage einer Aussichtsplattform am Turm ist technisch kein Problem. Wegen des Brandschutzes wird ein Zustieg durch das Turminnere schwierig und somit ein externer Zustieg favorisiert. Hauptschwierigkeit ist hier die Abdichtung der Befestigungspunkte. Im Weiteren stellen sich folgende Fragen für eine Aussichtsplattform:
Die Farbe des Turmes ist in Deutschland vorgegeben. Dies ist über das Bundesamt für Luftfahrt geregelt. Es sind je ein weisser und ein grauer Farbton erlaubt. In Bodennähe sind Angleichungen möglich.
Züblin/Merk strebt eine Aufteilung der Arbeiten an. So sollen Fundament und Montage durch einheimische Firmen erfolgen, während das Engineering und die Herstellung der Elemente durch Züblin/Merk erfolgen sollen.
Die Nutzung von einheimischem Holz für die tragenden Teile macht vermutlich keinen Sinn, da die Hersteller der rohen Sperrholzplatten in Finnland und Polen beheimatet sind. Lediglich für das Turminnere und die Aussichtsplattform könnte Holz aus den hiesigen Wäldern genutzt werden.
Interessanterweise spielt das imposante Eigengewicht des Holzturmes von rund 450 Tonnen (160m Nabenhöhe) bloss eine untergeordnete Rolle auf die Statik des Turmes. Der grosse Anteil der Belastung sind Kräfte von der Turbine. Dabei sind vor allem dynamische Belastungen und Schwingungen wichtig.
Der Baustoff Holz hat hier mit seinen schwingungsdämpfenden Eigenschaften gewisse Vorteile.
Züblin/Merk erwähnt folgende Vorteile des Holzturmes gegenüber konventionellen Turmbaustoffen: